Erfolge sollten gefeiert werden und Schuften sowieso. Also war für mich klar, nach dem Abschluss meines Masters Ende November ’23 musste “die Straße geschlagen werden”!
Der Plan war wie folgt: Innerhalb des Dezembers mithilfe des Fernbusses von Sydney nach Cairns fahren und so viele australische Naturerlebnisse sammeln, wie möglich.
Die Umsetzung sah so aus: Ein Wirbelsturm mit enormen Wassermassen durchkreuzte meine Route und somit meine Pläne – aber erst in der letzten Reisewoche. Dieser Post berichtet also (in Kurzfassung) davon, was bis dahin geschah. Und ein weiterer Post wird dann in unbestimmter Zukunft nachholen, worauf wir uns jetzt schon freuen: unsere aufgeschobene Reise nach Cairns. 😉
Die Route – von Sydney nach Cairns
(mit Bushaltestellen und Übernachtungsstopps in lila, Tages- oder Mehrtagestouren in pink, und alles was ins Wasser gefallen ist in blau…)
Byron Bay
Surfer, Delfine, Yoga, Pferde, Schildkröten, Acai-Bowls, Strandtänze, Freiheit, Sonne, Straßenmusik
Das Byron Bay Lebensgefühl lässt sich nicht so leicht beschreiben, aber ich glaube, ihr wisst schon, worauf es hinausläuft. Gerne hätte ich das Byron Bay von vor 20-30 Jahren kennengelernt – ohne die Kettenrestaurants, Gentrifizierung und den Massentourismus, mit den alternativen Menschen, lokalen Produkten und dem Freiheitsgefühl. Aber auch im Jahr 2023 ist noch viel von dieser Magie zu spüren. Es verging kaum ein Tag am Meer ohne Delfine (siehe dunkle Punkte in den Fotos 😄), es gab Gemeinschafts-Yoga, Straßenmusik und einfach dieses Gefühl von Verbundenheit mit den Elementen. Byron Bay weckte in mir die Sehnsucht wieder in einem Dorf zu leben, in der Natur, mit der Natur. Die Delfine schwammen unter unseren Kajaks hindurch und die Pferde galoppierten entspannt den Strand entlang. Ich hatte einen wunderbaren Einstieg in meine Reise.
Surfers Paradise & Springbrook National Park
Hochhäuser am Strand, Lichter, Kanäle, Minigolf, Boxbetten, Urwaldbäume, Gondwana
Der Kontrast könnte nicht größer sein. Die Gold Coast, in dem Surfers Paradise liegt, ist ein Gebiet geprägt von menschlicher Umgestaltung, Ressourcenverbrauch und dem ewigen Kampf gegen die Naturkräfte (Grundwasserpegel, Fluten, Brände,…). Mein Stopp hier war hauptsächlich von dem Besuch im Springbrook Nationalpark geprägt. Hier stehen noch die letzten Bäume, die mit dem Urwald des Kontinenten Gondwana in Verbindung gebracht werden. Einige sollen 3000 Jahre alt sein. In diesem besonderen Regenwald, der sich über den zerfallenen Krater eines uralten Vulkans erstreckt, kann man in der Ferne die Gold Coast (und sogar Byron Bay) sehen und darüber philosophieren, wie die Menschen und die Erde in Einklang finden können…
Noosa
Mehr Surfer, Riesenquallen, Märkte, Everglades, Kängurus, Good Life
Zurück in das naturnahe Leben, nur etwas gehobener als Byron Bay. Aus Noosa habe ich einen Goldring und eine Bluse, die Entdeckung meiner bisher größten Qualle, die Erkenntnis darüber, was ein Everglade ist, Kängurufotos, und sommerliche Erinnerungen mitgenommen.
K’gari (Fraser Island)
Dingos, Autofahren am Strand, Sternenhimmel, Seen in allen Farben, Magie, glasklare Quellen, Riesenbäume
K’gari ist eine riesige, besondere, unerschlossene Insel. Hier gibt es kaum Infrastruktur – der meiste Verkehr läuft am Strand entlang, denn die sandigen unasphaltierten Straßen im Inselinnern zwingen einen zu 10-30km/h. Außerdem hinterlassen die holprigen Wege bei jedem Mitfahrer blaue Flecken und viele lustige Erinnerungen. Auf K’gari entschleunigt sich das Leben. Es geht nur so schnell voran, wie die Konditionen zu lassen. Es gibt für die meisten keinen Handyempfang. Meine Zeit auf der Insel war eine ganz besondere. Ich hatte Glück mit meiner Reisegruppe, eine bunte Truppe verschiedener Menschen und Konstellationen. Wir trafen auf freundliche Dingos, lernten etwas über die Bedeutung der magischen Orte für die Aboriginal People, die einst hier lebten, schwammen in Seen von türkis bis goldbrauner Farbe sowie in Champagne Pools und glasklaren Süßwasserquellen. Nachts zeigte sich die Milchstraße und fluoreszierende Algen im Sand. Auch der Wald auf K’gari ist einfach besonders. Innerhalb von nur wenigen Minuten wechseln sich die Baumarten ab und bilden ihre ganz einzigartigen Ökosysteme. Danke für dieses Abenteuer K’gari (ausgesprochen Gari) und dem guten Rory für die besonders tollen Aufnahmen.
Whitsundays
Weißer Sand und blaues Wasser, Stachelrochen, Korallen, Haie, Quallen, Seeadler, Boote, Boote, Boote
Der Nachtbus brachte mich von Rainbow Beach nach Airlie Beach und von Inseltour zu Inseltour. Diesmal jedoch ging es aufs Boot, um die Whitsundays zu erkundigen. Ich verbrachte 2 Nächte auf einem Boot. Auf der Tour schnorchelten wir und machten eine kleine Wanderung am Whitehaven Beach. Ich sah meinen ersten Clownfisch und Stachelrochen, verpasste meinen ersten Hai (das Nachbarboot sendete via Social Media ein Video von einem majestätischen Tier), erspähte dann aber noch einen Hai, der die Größe einer Flosse des vorher genannten Hai hatte (einen Lemonshark), sah einen Seeadler, durfte mich mal ins Cockpit setzen und eine Runde fahren, verbrachte Zeit an einem der berühmtesten Strände der Welt und wurde nicht seekrank. Insgesamt also ein Erfolg, aber es hat mich nicht dazu bewegt eine Seglerin zu werden und die Meere zu bereisen.
Das Wiedersehen – Magnetic Island
Koalas, viele Koalas, Rockwallabies, Kookaburras, Aussichtspunkte, Regenbogen-Lorikeets, Inselleben
In Townsville traf dann Erik dazu! Zusammen machten wir uns auf den Weg nach Magnetic Island, welches uns mit Wildtiererfahrungen nur so überhäufte. Direkt auf unserem Hostelgelände trafen wir auf den ersten Koala und es sollten noch viele mehr dazukommen (ich entschuldige mich für die Flut der Bilder, Erik und seine Kamera sorgen einfach für so tolles Material). Die Rockwallabies der Insel haben sich jedoch auch in unsere Herzen gehüpft. Ich glaube wir beide werden auch nie die Fütterung der Regenbogen-Lorikeets vergessen. Wir schnorchelten und wanderten und fuhren mit unserem Mietauto die Insel ab. Wir entdeckten für uns neue Vogelarten und bestaunten Sonnenuntergänge. Aber seht doch einfach selbst.
Eine Sache, die wir leider verpasst haben, ich euch aber nicht vorenthalten will, ist das Koala-Baby. Andere Wanderer hatten es kurz nach uns gesehen:
Mission Beach
Cassowaries, Wildwasserrafting, Nachtspaziergänge, Palmen, ganz viel Wald und Strand
Unser letzter Stopp brachte uns mitten in die Wildnis, ohne Auto war es hier gar nicht so einfach sich fortzubewegen. Aber viel Wildnis heißt auch, es gab Cassowaries! Erik und ich waren beide überglücklich unsere ersten dieser urzeitlich wirkenden schwersten Vögel Australiens sehen zu können. Wir übernachteten in einer Lodge, die halb im Regenwald lag, und konnten dadurch sogar vom Frühstück aus einen Cassowary beobachten. Die Spuren des kurz vorher durchgeprasselten Zyklon waren schon beseitigt. Nur in dem Fluss Tully, in dem wir unser Wildwasserrafting gebucht hatten, waren die Wassermassen noch zu erkennen. Die Tour wurde ein wenig abgeändert, aber wir konnten uns in die Boote schwingen und überlebten die Fahrt auch fast unbeschadet. 😉
Das Ende einer Reise
Die Ostküste ist wie ein Strom, eine Autobahn, für Reisende. Überall treffen sie aufeinander und stellen sich die gleichen Fragen (reist man Nord oder Süd in diesem Strom, tut man dies oder das, wie heißt man, wo kommt man her,…). Manchmal ist es schwierig, die eigenen Erfahrungen nicht als abgewetzt anzusehen in diesen durchgetretenen Pfaden. Manchmal fühlt man sich einsam, inmitten dieser ganzen Menschen. Doch kein Tag und keine Reise sind gleich. Und nach jedem “Roadtrip” ist man ein bisschen reicher an Begegnungen, Erfahrungen, Reflexionen, und Überraschungen. Ich bin nicht mehr die Selbe wie vor dieser Reise, auch wenn ich jetzt wieder an dem Anfangsort angekommen bin. Ich habe genau das bekommen, was ich zwischen all diesen Zeilen und Fotos gesucht habe: Wunderschöne Erinnerungen, neue Ideen und mehr Teile von mir selbst. Townsville (Abflugsort) hat uns dann auch noch einen wunderschönen letzten Sonnenuntergang geschenkt: