Laura wollte schon lange in die blauen Berge, die bekannteste Gebirgskette in der Umgebung von Sydney und neben dem Royal National Park die zweite große Wanderregion. Der Klassiker ist hier die Wanderung um die Drei Schwestern, das bekannteste Wahrzeichen der blauen Berge. Und obwohl ich die Wanderung selbst schon drei (?) Mal gemacht hatte, wollte ich sie Laura bei unserem ersten Ausflug in die Berge zeigen. Leider wurden diesem Plan, wie noch vielen weiteren, ein Strich durch die Rechnung gemacht: Aufgrund der schweren Regenfälle in den letzten Monaten wurde der komplette Abschnitt der blauen Berge, in dem sich die Drei Schwestern befinden, gesperrt. Dies erfuhren wir bedauerlicherweise erst am Vorabend, sodass ein spontaner Ersatzplan hermusste.
Zugegebenermaßen war ich nicht zu traurig, denn meine Lieblingswanderung in den blauen Bergen ist eine andere, welche auch von deutlich weniger Touristen überrannt wird: Der Grand Canyon Walk. Auch wenn die australische Version des Grand Canyons nicht so groß ist, wie sein amerikanischer Bruder, habe ich ihn doch von meinem ersten Besuch 2017 in sehr guter Erinnerung behalten.
Es ging morgens um 6:30Uhr raus den Federn, also sogar fast ausschlafen für unsere Verhältnisse und ab in die Blue Mountains Line am Hauptbahnhof. Auf dem Weg bedankte sich Laura bei mir, dass ich ihr Essen für den Tag für sie tragen würde. Leider hatte ich diesen Dank jedoch nicht verdient, denn ihr (und mein) vorbereitetes Frühstück lag noch unversehrt daheim im Kühlschrank. Am Bahnhof direkt das nächste Problem: Aufgrund von Bauarbeiten sollte genau unsere Linie ab 17Uhr durch Busse ersetzt werden. Aber das sollte uns nicht aufhalten, denn immerhin handelte es sich um ein Problem von Zukunfts-Laura und Erik. Nach rund 2 Stunden Fahrt erreichten wir dann Medlow Bath Station. Obwohl die Station gefühlt mitten im Nichts liegt, fanden wir ein süßes Café “Potbelly at Medlow”, welches sogar ein kleines veganes Frühstück für Laura zubereiten konnte:
Die Trauer um das zurückgebliebene Frühstück konnte jedoch auch das gemütliche Café nicht ganz verschwinden lassen und umso frustrierender war es, als sich unser erster Versuch, den Start der eigentlichen Wanderung zu erreichen, als Sackgasse herausstellte. Nachdem wir ungefähr 10min zurückgelaufen waren, um unser Glück auf der anderen Seite der Hauptstraße zu versuchen, trafen wir auf einen Australier, der uns fragte, wo wir den hin wollen. Nachdem wir diesem unser Ziel genannt hatten, erfuhren wir, dass wir schon wieder auf dem falschen Weg waren. Google Maps ist leider in den ländlichen Gebieten Australiens keinerlei Hilfe. Also folgten wir der Wegbeschreibung des freundlichen, wenn auch etwas merkwürdigen, Mannes und kamen immerhin auf einen Weg mit vielversprechendem Namen:
Der Weg zum eigentlichen Grand Canyon Walk war jedoch lang und in keinster Weise ausgeschildert. So machten wir den nächsten Fehler: Laura versuchte die kürzeste Verbindung zwischen der Canyon Canyon Road und dem Grand Canyon Walk auf Google Maps zu finden. Deshalb bogen wir auf einen verdammt steilen Weg nach links von der Canyon Canyon Road ab. Und mit steil meine ich steil, ich weiß nicht, was für Fahrzeuge hier hätten fahren können:
Ich fühlte mich ein bisschen an diese großartige Audi Werbung erinnert:
Na ja, Laura sagte noch zu mir, dass sie auf gar keinen Fall hier wieder hochkraxeln würde, was ich mit einem Schulterzucken abtat, denn Google Maps zeigte ganz klar, dass der Weg fast auf den Wanderweg führte. Fast, kann jedoch bei einem Canyon einen großen Unterschied machen:
Immerhin konnten wir also ÜBER dem Grand Canyon Walk einen Snack zu uns nehmen und die Aussicht von oberhalb der Klippe genießen.
Nach der kurzen Pause ging es dann doch den Steilweg wieder hinauf und weiter die Great Canyon Road entlang. Wenig später trafen wir an dieser auf einen ziemlich heruntergekommenen Flugplatz, auf dem ein altes Flugzeug vor den Hangars stand. Ich hätte es mir gerne näher angeschaut, aber Laura hielt mich davon ab illegalerweise über den vielleicht kniehohen Zaun zu steigen, sodass mein Teleobjektiv herhalten musste:
Die Grand Canyon Road wurde länger und länger, bis wir endlich die Schritte einer näherkommenden Person erlauschen konnten. Da der Weg langsam kaum noch ein Weg war, sagten wir uns, dass wir umdrehen würden, falls die Person Kletterausrüstung und einen Helm dabei haben würde. Und natürlich: der Mann hatte einen roten Kletterhelm an und ziemlich viele Seile dabei – was auch sonst. Eine kurze Nachfrage gab uns jedoch neue Hoffnung: Der Kletterer war zwar Klettern gewesen, aber der Weg auf dem wir uns befanden sollte zum Glück auch ohne Ausrüstung zum Grand Canyon Walk führen. Also gaben wir nicht auf, obwohl die letzten Meter alles andere als ein Spaziergang waren:
Schließlich erreichten wir den Grand Canyon Walk und er war noch genauso schön, wie ich ihn in Erinnerung hatte. Leider war es jedoch inzwischen so spät, dass wir nur eine halbe Runde der Wanderung schaffen konnten. Glücklicherweise entschieden wir uns mit dem Uhrzeigersinn zu gehen, denn wir sahen so ziemlich alle besonderen Orte, an die ich mich erinnern konnte. Wir sahen den Flusslauf im Canyon:
Wunderschöne Wege:
Riesige Farnen, neben denen Laura klitzeklein aussah:
Einen wunderschönen Wasserfall:
Hinter dem man sogar lang laufen konnte:
Die Wanderung ist nicht nur wunderschön, sondern auch vergleichsweise leicht, da sie sehr flach ist. Lediglich am Ende muss man eine rechte steile Treppe erklimmen. Die Natur in dem Canyon unterscheidet sich deutlich von den sonst sehr Eukalyptus-lastigen blauen Bergen. Außerdem hat die Kombination von Grün und Wasser etwas ganz Besonderes an sich:
Aufgrund der fortgeschrittenen Zeit konnten wir leider nicht wie geplant eine komplette Runde vollenden. Wir schafften es jedoch gerade noch rechtzeitig, Evans Lookout zu erreichen. Bedauerlicherweise war auch dieser wegen Bauarbeiten geschlossen. Allerdings gab es direkt daneben einen viel genutzten Trampelpfad, vom dem man auch einen tollen Blick hatte:
Zum Abschluss des Tages hatten wir dann tatsächlich noch einmal Glück: Ein junges Pärchen nahm uns mit bis nach Blackheath, von wo wir den Zug zurück nach Sydney nahmen. Und noch mehr Glück: Von dem angekündigten Ersatzfahrplan merkten wir nichts, unser Zug fuhr brav bis zum Hauptbahnhof in Sydney durch. Vor der Fahrt gönnte ich mir noch einen Döner in dem kleinen Örtchen, aber Döner in Australien haben leider wenig mit dem zu tun, womit wir in Deutschland und vor allem in Berlin verwöhnt werden. Eine gute Dönerbude ist fraglos eine Marktlücke in Sydney und Umgebung.
Aufgrund der langen Zugfahrt erreichten wir unser Heim erst spät am Abend, wo wir aber noch einige Stunden auf der Couch lagen und Lauras Lieblingsserie White Collar schauten. Klare Empfehlung auch von mir, momentan kann die Serie bei Disney+ gestreamt werden.
Bis zum nächsten Post!